„Der Wunsch zu helfen ist einfach immer in uns“… Interview mit Freiwilligen auf dem Hauptbahnhof

Seit Ende Februar helfen mehrere Dutzend ehrenamtliche Übersetzerinnen und Übersetzer den Ukrainern, die nach Hamburg kommen und Unterstützung bei ihrer Ankunft brauchen.
Die dreimonatige Arbeit unserer Freiwilligen auf dem Hauptbahnhof Hamburg nähert sich dem Ende, und in diesem Zusammenhang haben wir mit Sara und Andrej gesprochen, die die ganze Zeit über aktiv den Ukrainern bei ihrer Ankunft in unserer Stadt geholfen haben.

Zu Anfang ein paar Worte über Sie beide und wie Sie dazu gestossen sind:

 — Hallo! Wir sind Sara und Andrej, ein junges Paar aus Hamburg.
Vom ersten Tag des Krieges an wurde uns das Ausmaß der Tragödie deutlich. Wir begannen uns zu erkundigen, wie wir helfen können.
Eine Freundin von uns erzählte, dass es eine WhatsApp-Gruppe von Freiwilligen gibt. Dort gäbe es viele Möglichkeiten zu helfen. Wir wollten nicht nur mit Geld unterstützen, sondern auch mit Taten helfen. Wir sind aktive Menschen und wir wollen etwas handfestes dazu beitragen.

Wie wir auf die Hilfe am Hauptbahnhof gekommen sind:
Glücklicherweise gibt es das Internet und man kann gezielt recherchieren, was gerade in der Stadt passiert in der man lebt; wer was tut und welche Organisationen es dort gibt. Sehr schnell kamen wir in eine Gruppe, die sich ehrenamtlich engagiert. In organisatorischer Hinsicht ist alles hier sehr cool und entspannt. Es gibt ein Online-System zur Organisation des Prozesses. Mann kann die Teilnahme an Freiwilligenaktivitäten leicht planen, wenn man tagsüber ein paar Stunden Freizeit hat.

Ein gewöhnlicher Tag am Bahnhof:

 — Ganz gewöhnliche Tage am Bahnhof sind selten. Generell gibt es viel Kommunikation mit einer Vielzahl von Menschen, in verschiedenen Sprachen und verschiedenen kniffligen Situationen. Die Situation selbst ändert sich ständig.
Es gab eine „normale Periode“in den ersten Wochen, in denen viele Menschen ziemlich ähnliche Fragen hatten. Zum Beispiel wollten viele zu Beginn des Krieges nur wissen, wo sie leben sollen. Im Laufe der Zeit kamen die Leute zu uns, um nach anderen Aspekten des Aufenthalts in Hamburg zu fragen.

Was ist hart bei der Arbeit?

 — Das psychologisch Schwierigste ist, dass unsere Möglichkeiten die wir anbieten beschränkt sind. In gewisser Weise fühlt man sich wie ein Arzt, der sich auf einen Bereich spezialisiert hat, aber die Probleme und Schwierigkeiten sind so vielfältig. Wir sind mit der Ankunft am Bahnhof beschäftigt, aber es gibt immer einen Haufen zusätzlicher Probleme der Flüchtlinge, neben Umzug und Unterkunft. Glücklicherweise wissen wir, dass es andere Wege gibt, diese Arbeit parallel zu unterstützen. Es gibt andere Gruppen von Freiwilligen und Organisationen. Wir können uns darauf verlassen, dass diese Organisation weitere Unterstützung leisten werden.

Haben Sie eine nette oder schöne Situation erlebt?

 — Für uns sind es tolle Situationen, wenn Menschen „Danke“ sagen und man das Gefühl hat, dass sie es aus tiefstem Herzen sagen!
Eine schöne Situation: Ich werde Ihnen sogar zwei erzählen! Ich habe einmal einer älteren Frau erklärt, wie man nach Hannover kommt. Für sie war es schwer zu verstehen, dass der ICE nicht direkt in die Notunterkunft fuhr, sondern Sie in die S-Bahn umsteigen muss. Ich versuchte Sie zu beruhigen, aber es schien, dass ich selbst keinen ruhigen Eindruck machte und diese Frau fing einfach an mich zu beruhigen, indem sie mich mit ihrer Hand streichelte.
Und gerade heute gab es eine neue Geschichte:
Ein Mädchen kaufte ein Ticket nach Berlin, weil sie dort ein Vorstellungsgespräch führen wollte. Sie ging zum Schaffner, um zu fragen wo sie sitzen sollte und zeigte das Ticket. Aber der Schaffner konnte kein Englisch und verstand nicht was sie wollte. Sie stieg dann nicht in den Zug, weil sie dachte, es muss wie in der Ukraine laufen: Dem Schaffner muss das Ticket vor dem Einsteigen gezeigt werden. Wir gingen zusammen ins DB Reisezentrum und da war eine nette Frau, die ihr ein neues Ticket ausstellte und das Mädchen konnte doch nach Berlin fahren. Wir waren alle zufrieden!

Was hat Sie motiviert, sich freiwillig zu melden und was hilft Ihnen weiterzumachen, trotz der Schwierigkeiten?

 — Der Wunsch, Menschen in einer schwierigen Situation aktiv zu helfen und der Wunsch nach Veränderung. Der Wunsch zu helfen ist einfach immer in uns.

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